Gegner beobachten & Spielernotizen anlegen

Spieler beobachten und Notizen anlegen, verschafft dir einen großen Vorteil. Vor allem, wenn du an den rasanten Zoom Poker-Tischen auf PokerStars spielst.

Bei Zoom Poker wechselst du nach jeder Hand den Tisch, so dass du nicht lange warten musst, bis du die nächste Hand ausgeteilt bekommst. Oftmals ist es daher schwer mit den Tendenzen der Gegner vertraut zu werden.

Zum Glück bietet PokerStars die Möglichkeit schnell und einfach Spielernotizen und Labels anzulegen.

 

Beobachten der Gegner

In der heutigen Zeit, in der die rasante Action von Zoom Poker so beliebt ist, scheint die Kunst der Beobachtung der Gegenspieler in Vergessenheit zu geraten. In diesem Artikel erinnern wir daran, wie du Informationen zu deinen Gegenspielern sammelst und daraus Spielernotizen und Labels erstellst. Diese Fähigkeiten stehen für das eigentliche Wesen des Pokerspiels – herausfinden was der Gegenspieler vorhat und dann geeignete Maßnahmen treffen, um dem zu begegnen. Hier geht es um verschiedene Möglichkeiten Informationen zu sammeln und die Pokerstrategie anzupassen.

Erstellen von Labels für die Gegenspieler

Das Erstellen farbiger Labels für die Gegenspieler bietet zwei wichtige Vorteile. Zunächst ermöglicht es dir auf einen Blick zu erkennen, mit was für Gegenspielern du es aufnimmst. Ich schärfe meinen Schülern stets ein, den Tisch grundsätzlich genau zu beobachten bevor sie aktiv werden. Dank solcher Beobachtungen kannst du manchmal eine Hand spielen, mit der du sonst nicht durchkommen würdest. Bei einer starken Besetzung am Tisch kann es dagegen sinnvoll sein eine Hand zu folden, die du normalerweise vielleicht spielen würdest.

Klicke mit der rechten Maustaste auf den Avatar eines Spielers, um das Menü zu diesem Spieler anzuzeigen und klicke dann auf „Label‘. Hier stehen verschiedene vordefinierte farbige Labels zur Verfügung, doch du kannst auch eigene Label erstellen, indem du auf „Spielernotizen-Labels bearbeiten“ klickst. In welche Kategorien solltest du deine Gegenspieler einteilen? Hier sind einige Vorschläge für sinnvolle Labels:

Erfahrener Stammspieler (Regular) – Benutze eine eigene Farbe für Spieler, die bislang solide gespielt haben und dabei so agieren, wie man es bei kundigen Gegnern erwartet. Präzise Eröffnungs-Einsätze, niedrige Continuation Bets am Flop und höhere Beträge auf Turn und River – all dies sind Merkmale eines ernsthaften Gegenspielers. Versuche nicht an Tischen zu spielen, an denen sehr viele erfahrene Stammspieler sitzen, und nimm dir vor dem Flop nicht zu viele Freiheiten heraus, wenn diese Spieler in einer späteren Position sitzen.

Passiver Freizeitspieler (Calling Station) – Benutze eine andere Farbe für Spieler, die in Pots limpen, viele Open-Raises callen, 3-Bets callen und nach dem Flop nur selten raisen oder dagegenhalten. Bei solchen Gegnern solltest du deine Opening-Ranges deutlich erweitern und sie dann weit isolieren, wenn sie in die Pots limpen. Wir profitieren von solchen Gegenspielern, indem wir den Pot aufbauen und dann einkassieren. Gelegentlich haben wir dabei das Glück einen Treffer zu landen. Das ist dann das Sahnehäubchen!

Aggressiver Freizeitspieler (Maniac) – Dieser Spieler gehört zu den unberechenbarsten, auf die du treffen kannst. Ein solcher Spieler wird ständig angreifen, hat bluff-lastige Hand-Ranges in vielen Spots und würde am liebsten nie folden. Er treibt die Aggressivität zu weit und erhöht häufig vor dem Flop, statt zu limpen. Beachte hierbei, dass es durchaus auch aggressive Freizeitspieler gibt, die vor dem Flop limpen, nach dem Flop aber regelrecht explodieren und mit unverminderter Aggressivität spielen. Gegen diesen Spielertyp musst du verschiedene Strategien anwenden. Favorisiere Hände, die das Top Pair bilden und vermeide es weitgehend zu bluffen.

Tighter Freizeitspieler (Nit) – Dies ist ein Spieler, der zu weit am anderen Ende des Spektrums ist. Er verpasst profitable Gelegenheiten in den Pot einzusteigen, foldet zu häufig und lässt seine Blinds auf dem Tisch durch Aussetzen zu leichter Beute werden. Achte darauf, einen solchen Spieler mit deutlich breiteren Ranges als üblich zu attackieren und erhöhe die Häufigkeit deiner Bluffs. Aber Vorsicht: Wenn plötzlich Leben in einen solchen Gegenspieler kommt, bedeutet dies meist, dass du mit deiner guten, aber nicht großartigen Hand, daran denken solltest zu folden.

Notizen anlegen

Beim Sammeln und Nutzen der Informationen über Gegenspieler sind zusätzliche Notizen über deren Verhalten und Tendenzen noch besser geeignet als farbige Labels. Klicke mit der rechten Maustaste auf den Avatar eines Spielers und klicke dann auf „Notiz“. Unten links wird dann das Notizfeld angezeigt, wo du die wichtigsten Punkte zum beobachteten Verhalten dieses Gegenspielers notieren kannst. Wenn du in Zukunft den Mauszeiger über den Avatar dieses Spielers führst, werden die zuvor eingetragenen Notizen angezeigt.

Versuche in den Notizen so stark wie möglich zu verallgemeinern und dabei die strategisch relevanten Aspekte der Aktionen des Gegenspielers, sowie deren erwartete Auswirkungen auf die allgemeine Spielweise zu bewerten. Konzentriere dich ganz besonders darauf Unausgewogenheiten im Spiel des Gegners zu entdecken. Das Erkennen von Unausgewogenheiten bei den Ranges der Gegenspieler ist für den Erfolg von höchster Bedeutung. Spieler, die zu viel bluffen, nicht genug bluffen, zu viel callen und so weiter sind die lohnenswertesten Ziele. Versuche also so schnell wie möglich herauszufinden wer sie sind. Hier findest zu Beispiele für gute und schlechte Notizen:

  • Gut: „Wahrscheinlich blufft er zu viel auf dem River ohne Draws
  • Schlecht „River Einsatz mit A8o auf „

Die erste Notiz ist leicht mit einem Blick zu erfassen, verallgemeinert die Aktion des Gegenspielers und beschreibt seine wahrscheinliche strategische Unausgewogenheit. Die zweite Notiz ist viel zu detailliert und kaum schnell zu erfassen, wenn gleichzeitig noch fünf weitere Notizen vorhanden sind und du nur 20 Sekunden hast um eine wichtige Entscheidung zu treffen.

Beobachtungen in den Spielpausen

Turnierpoker ist großartig geeignet, um deinen Tisch schon früh genau zu beobachten. Der Tisch dürfte sich eine Zeit lang kaum verändern. Es ist also durchaus möglich, dass du es in den folgenden Stunden Hand für Hand immer wieder mit der gleichen Gruppe Gegenspieler zu tun haben wirst. Wenn du nicht an einer Hand beteiligt bist, solltest du der Versuchung widerstehen ein kurzes Nickerchen zu machen oder Social Media zu durchsuchen. Schau dir stattdessen besser genau die Hand zwischen den beiden Big Stacks an.

Der CO hat gerade drei große Einsätze gemacht und dann bei einem Raise sofort gefoldet. Somit hast du erfahren, dass er wahrscheinlich in der Lage ist Bluffs über mehrere Streets zu spielen. Dies könnte sich später als überaus wertvoll erweisen. Doch hättest du etwas anderes gemacht, wäre es dir nicht aufgefallen. Stell dir nun vor, dass du im Laufe einer Stunde rund zehn solcher Beobachtungen machst, indem du einfach nur aufmerksam dem Geschehen folgst. Damit hast du einen enormen Vorteil gegenüber Spielern, die das nicht tun.

Beobachtungen während der spielfreien Zeit sind auch bei regulären Cashgames sehr wichtig. Auch hier gilt, dass du viele Hände gegen die gleichen Gegner spielen wirst, also bleibe stets aufmerksam. Selbst beim Zoom Poker kann es vorteilhaft sein dabei zu bleiben, indem du auf „Fold and Watch“ klickst. Insbesondere wenn es bei der fraglichen Hand um einen großen Pot geht, um den zwei Spieler konkurrieren gegen die du selbst oft spielst.

Am wichtigsten ist die frühe Aufmerksamkeit allerdings bei einem Spin & Go. Bei diesem Format hast du nur zwei Gegner und nur sehr begrenzte Zeit, sie auszuwerten. Nehmen wir einmal an du foldest den BU bei der ersten Hand und der SB limpt. Wenn der BB checkt und der Flop erscheint ist es sehr wichtig die Action zu verfolgen, um mit dem Profilieren der beiden Gegenspieler zu beginnen. Falls der SB einen Einsatz bringt und der BB den Mindest-Raise bringt, ist es wahrscheinlich, dass Letzterer ein schwächerer Spieler ist und auch in Zukunft diesen Raise-Betrag wiederholt. Versuche bei schnellen shorthanded-Formaten so schnell wie möglich Label zu erstellen und Notizen zu machen. Die dabei erfassten Informationen sind noch deutlich häufiger von großem Nutzen als an einem full-handed Tisch.

Abschließende Gedanken

Heutzutage versuchen viele Spieler sich das Spielen so einfach wie möglich zu machen. Sie lernen nur die Standardregeln und beschäftigen sich mit Lösungsrechnern und lassen dabei viele wichtige Informationen außer Acht, die ihnen geradezu ins Auge springen. Du solltest darauf achten nicht selbst ein solcher Spieler zu werden. Nutze die Möglichkeiten Label und Notizen zu machen und achte stets auf die wichtigen Pots auf dem Tisch, selbst wenn du gerade nicht beteiligt bist.