Das Spiel vor dem Flop

In diesem Artikel werden die Kriterien vorgestellt, nach denen man sein Preflop-Spiel im Limit Holdʼem richten sollte. Generell ist die Setzrunde vor dem Flop die einfachste im Limit Holdʼem, denn es gibt den bewährten Starting-Hand-Chart, der einem hilft, vor dem Flop die wichtigste Entscheidung zu treffen, nämlich: Welche Hände sollte man überhaupt spielen? Für höhere Limit wird es zudem wichtig, sich mehr an die Gegner anzupassen und seine Starthände individuell gegen verschiedene Gegnertypen zu selektieren.

Es ist völlig in Ordnung, sich zunächst vollständig nach der Starthandtabelle am Ende dieses Artikels zu richten. Trotzdem ist es gut, zunächst die grundlegenden Ideen des Preflop-Spiels zu verstehen. Dies ermöglicht es einem, fundierte Entscheidungen zu treffen, wenn der Chart gerade nicht zur Hand ist. Darüber hinaus kann man mit der Zeit in speziellen Situationen, bspw. wenn man sehr ungewöhnliche Gegner hat, von der Standardstrategie abweichen. Dies sind die Kriterien, nach denen man sein Preflop-Spiel ausrichten sollte

  • die Stärke der eigenen Hand
  • die Position
  • die Anzahl der Spieler in der Hand
  • ist es ein geraister oder ungeraister Pot
  • die Stärke des eigenen Postflop-Spiels
  • die Stärke der Gegenspieler

Die Stärke der eigenen Hand

Es ist es sehr wichtig, starke Karten zu spielen und schwache Hände zu passen. Dies liegt einfach daran, dass sich bessere Hände sehr viel einfacher spielen lassen als schwächere.

Mit marginalen Händen (Händen mit einem sehr geringen positiven oder negativen Erwartungswert) kommt man oft in Situationen, in denen man sehr schwere Entscheidungen treffen muss. Deshalb ist es wichtig, sich zunächst genau an den Starting-Hand-Chart zu halten. Er hilft, teure Fehler zu vermeiden. Erst wenn du die Grundlagen des Preflop-Spiels gut beherrschst und einige Erfahrung mit Limit Hold’em gesammelt hast, ist es in Ordnung, gelegentlich von der hier vorgegebenen Spielweise abzuweichen.

Generell gilt es, dass man vor dem Flop immer Raisen oder Folden sollte. Wenn wir zuerst mit einer Aktion dran sind so sollten wir unsere Hand, wenn wir sie spielen wollen, immer erhöhen um ein Maximum an Druck auf die Blinds auszuüben und Gegner hinter uns schon zu einer Entscheidung zu zwingen, in der sie Fehler begehen können.

Raise or Fold Strategie

Bei Limit Hold´em hat sich also die „Raise or Fold“ Strategie Preflop etabliert. Selbst wenn vor uns ein Spieler nur mitgegangen ist, sollten wir eine Hand die wir spielen wollen immer erhöhen oder Folden. Erst bei mehr als 2 Calls vor uns ist es ratsam auch Hände passiv zu zu callen, vorher gilt das Prinzip ein Maximum an Aggressivität bereits vor dem Flop auszuspielen.)

Die Position

Position ist ähnlich wichtig wie die Holecards bzw. Pocket-Karten im Texas Holdʼem. In einer guten (späten) Position hat man einen großen Informationsvorteil und kann häufig Bets sparen, wenn man die schlechtere Hand hat, oder zusätzliche Bets gewinnen, wenn man die beste Hand hat.

Im Limit Holdʼem sollte man in den frühen Positionen sehr tight sein, also nur die besten Hände spielen. In späteren Positionen (v.a. Button und Cut-Off) sollte man dagegen deutlich mehr Hände spielen, v.a. wenn zuvor noch kein Gegner in die Hand eingestiegen ist. Dies sollte man machen, da man die Blinds attackieren kann und von Spielern profitiert, die zu wenige Hände aus den Blinds spielen. Zudem wird man sehr oft in Situationen kommen in denen man Posflop „In Position“ spielen kann, man also einen Vorteil gegenüber den Gegner hat, da man zuletzt die Aktion abschließen kann.

In den Blinds dagegen sollte man seine Hände davon auswählen wie viele Personen bereits in die Hand involviert sind. Im SmallBlind spielen wir immer „Out of Position“, weshalb der SmallBlind die schlechteste Position ist. Befinden wir uns im SmallBlind und ein Spieler hat vorher erhöht, so sollten wir die meisten Hände folden und unsere guten Hände Re-Raisen um Postflop mit Initiative spielen zu können und so den Nachteil der schlechten Position etwas aufzuwerten.

Wenn alle Spieler Folden und wir im SmallBlind zuerst agieren müssen, so sollten wir alle Hände die wir spielen wollen erhöhen und hoffen, dass der BigBlind sich zu oft für einen Fold entscheidet und wir bereits so einen kleinen Gewinn erzielen können. Da wir im SmallBlind immer schon einen bestimmten Betrag investiert haben, ist es wichtig viele Hände gegen den BigBlind zu spielen. Der BigBlind hingegen hat das Maximum vor dem Flop im Pot investiert und kann seine Entscheidungen anhand der Aktionen vorher überlegen. Der BigBlind sollte sich immer am bereits entstandenen Pot orientieren und nach Potodds seine Hand im BigBlind verteidigen.

Die Anzahl der Spieler

Die Anzahl der Spieler hat häufig einen großen Einfluss auf die Entscheidungen in einer Hand. Kleine Paare und Suited Connectors (zwei Karten der gleichen Farbe, die vom Kartenwert her direkt aufeinanderfolgen, z. B. J10 oder 87) spielen sich deutlich besser gegen viele Gegenspieler, große Asse dagegen spielen sich am besten gegen einen oder zwei Gegenspieler.

Geraister oder Ungeraister Pot

Ähnlich wie die Anzahl der Gegenspieler ist die Qualität einer Starthand auch davon abhängig, ob der Pot bereits erhöht wurde oder nicht. Ein Raise deutet auf eine starke Hand beim Gegner hin und macht Hände wie A-J, K-Q und K-J deutlich schlechter spielbar, da man zu häufig dominiert ist und gegen Hände wie A-K oder A-Q spielt. Das reduziert die Chancen, die Hand zu gewinnen, deutlich.
Hier sollte man aber dennoch seine Gegner gut beobachten. Es kommt vor, dass man mit Spielern konfrontiert ist, die nahezu jede Hand vor dem Flop spielen und erhöhen. Hier sollte man dann auch Hände wie AJ etc. Re-Raisen, da bei diesen Spielern ein Raise oft keine starke Hand bedeuten muss.

Die Stärke des eigenen Postflop-Spiels

Preflop geht es darum, alle profitablen Hände zu spielen. Spielt man nach dem Flop besser als seine Gegner, kann man dort zusätzliche Vorteile herausholen. So werden einige Hände, die man normalerweise knapp folden würde, doch noch profitabel. Je stärker das eigene Postflop-Spiel, desto mehr Hände kann man gewinnbringend spielen. Dies liegt daran, dass man teure Fehler später in der Hand vermeiden kann, die einen Anfänger häufig Geld kosten.

Dadurch kann ein Profi durch geschickte Spielweise nach dem Flop etwas mehr aus marginalen Starthänden herausholen, als das ein weniger erfahrener Spieler könnte. Man sollte diese Idee allerdings nicht überbewerten: Auch die besten Spieler sollten insgesamt tight spielen. Aus einer wirklich schwachen Starthand können auch Experten keinen Gewinn schlagen, sondern nur die Verluste minimieren.

Die Stärke der Gegenspieler

Je schwächer die Gegenspieler, desto leichter gewinnt man. Daher können einige Hände gegen schwache Spieler profitabel gespielt werden, müssen aber gegen normale und gute Spieler gepasst werden. Der Grundgedanke hierbei ist ähnlich wie bei Punkt 5. Wenn der Gegner häufig teure Fehler nach dem Flop macht, profitieren wir davon und können einige mäßig starke Hände spielen, die wir normalerweise gepasst hätten. Auch hier gilt, dass man die Idee nicht übertreiben sollte. Auch gegen extrem schwache Gegner kann man mit einer schlechten Hand keinen Gewinn erzielen.

Am Anfang sollt man nur an normalen Tischen mit zehn Plätzen spielen, die auch möglichst alle belegt sein sollten. Dadurch hat man mehr Zeit, auf gute Hände zu warten.

Die folgende Starthandtabelle geht von zehn Spielern am Tisch aus. Mit weniger Spielern, insbesondere an Shorthanded-Tischen (maximal sechs Spieler), werden Entscheidungen deutlich schwieriger und Anfänger schnell überfordert. Sobald weniger als acht Spieler am Tisch sind, sollte dieser verlassen werden.

Starting-Hand-Chart für Fixed-Limit Holdʼem

Der Starting Hand Chart zeigt die jeweiligen Hände die ihr in den jeweiligen Positionen openraisen solltet, wenn vor euch noch kein Spieler in eine Hand eingestiegen ist. Unterteilt ist der Chart in die 2 Gruppen: „Pairs + Suited Hands“ und „Offsuited Hands“.

Im Limit Hold’em ist die Starthandauswahl von entscheidender Bedeutung. Deswegen sollte man sich zu Beginn strikt an die Anweisungen in unserem Startinghand-Chart halten. Wenn man zudem seine Position, die Anzahl der Spieler in der Hand und die Stärke der Gegner berücksichtigt, sollte die Setzrunde vor dem Flop kein allzu großes Problem mehr darstellen.