Das Spiel am River

Sind alle Karten ausgeteilt und man befindet sich in der letzten Setzrunde, unterscheidet sich das Spiel sehr von der Spielweise auf Flop und Turn. Auf dem River gibt es keine Draws mehr, da der River die letzte Communitycard ist und nach deren Aufdecken keine Hilfe vom Board mehr erwartet werden kann. Dennoch ist die richtige Spielweise auf dem River in vielen Fällen nicht einfach. Jede falsche Entscheidung kann einen oder sogar mehrere Big Bets kosten.

Folde auf dem River nicht die beste Hand

Da der Pot auf dem River in der Regel recht groß ist, man gute Potodds bekommt und meist nur einen Bet callen muss, ist es in vielen Fällen richtig, auch mit marginalen Händen wie Middle Pair zu callen.

Wenn der Pot beispielsweise nach dem Turn sieben Big Bets groß ist und der Gegenspieler auf dem River setzt, so bekommt man Potodds von 8:1. Dies bedeutet, dass man in mindestens einem von neun Fällen den Pot gewinnen muss, um den Call profitabel zu machen. Das Folden der besten Hand kostet einen den gesamten Pot, das Callen mit der schlechteren Hand dagegen nur einen Big Bet!

Dabei sollte man allerdings auch die Spielweise der Gegenspieler einbeziehen. Sehr tighte Gegner bluffen beispielsweise so selten, dass sich der Call eines Riverbets in der Regel nicht lohnt.

Ein weiteres wichtiges Indiz ist natürlich die bisherige Betting-Sequenz, also was die Gegenspieler vor dem Flop, auf dem Flop und Turn gemacht haben. Mit ein bisschen Übung kann man häufig recht genau festmachen, welche Hände die Gegenspieler halten. Und damit wird das Riverplay deutlich einfacher.

Und dennoch haben viele Spieler Probleme, Hände zu folden, die offensichtlich keine Chance haben, den Showdown zu gewinnen.

Am River folden

Es gibt Situationen, in denen es korrekt ist, trotz der (sehr) guten Potodds am River zu folden. Demgegenüber steht oft das Interesse, die Hand des Gegenspielers zu sehen oder die Hoffnung, der Gegner könnte ja bluffen.

Ist man sich unsicher, ob ein Fold angebracht ist, sollte man immer die eigene Handstärke, die Spielart der Gegner und die vorigen Aktionen aller noch in der Hand befindlichen Spieler sowie die Potodds in die folgende Entscheidung einbeziehen. Wenn man sich sehr sicher ist, nicht die beste Hand zu haben, sollte man den River folden, auch wenn die Potodds gut sind! Im Zweifelsfall sollte man allerdings callen. Falls dies ein Fehler sein sollte, kostet einen der Call einen Big Bet. Macht man hingegen den Fehler zu passen, obwohl man die beste Hand hatte, kostet einen das den gesamten Pot.

Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt ist die Anzahl der Gegenspieler, die in der Hand sind. Wenn es auf dem Turn und/oder River viele Bets, Raises und Calls gab, benötigt man meistens eine starke Hand, um am River zu callen. Wenn es also einen Riverbet und bereits einen Call gibt, braucht man eine sehr viel stärkere Hand für einen Rivercall, als wenn es nur einen Bet gibt.

Generell sind Bluffs auf dem River eher selten, insbesondere gegen mehrere Spieler.
Wenn ein Spieler gegen mehrere Spieler setzt, wenn ein Draw wie z. B. ein Straightdraw oder Flushdraw ankommt, so hat der Spieler in der Regel die Hand, die er repräsentiert, und man sollte folden.

Auf gefährlichen Boards kann man gegen Spieler, die wenig bluffen, am River mit einer guten, aber nicht sehr guten Hand setzen, und zwar mit dem Plan, gegen einen (Check-)Raise zu folden.

Mit einer starken Hand setzen oder raisen

Viele Spieler setzen oder erhöhen am River immer, wenn sie glauben, die beste Hand zu haben. Dies ist nicht immer sinnvoll!

Dies liegt daran, dass man nicht nur die beste Hand haben muss, sondern der Gegenspieler diesen Bet auch noch callen muss. Nur so gewinnen wir einen zusätzlichen Big Bet.

Hat der Gegner allerdings eine marginale oder schwache Hand, wird er nicht callen, sondern folden. In diesem Fall bringt der Bet also nichts. Hat er dagegen eine sehr starke Hand, wird er nicht callen, sondern erhöhen. Nun sind wir in der Regel gezwungen (aufgrund des großen Pots) zu callen und verlieren dann häufig zwei Bets.

Ist unser Gegner also schwach, gewinnen wir nichts, denn unser Gegenüber foldet sowieso. Ist er aber sehr stark, kostet uns der Riverbet/-raise einen zusätzlichen Big Bet. Einen Gewinn machen wir nur, wenn der Gegner callt und eine etwas schwächere Hand hält als wir selbst.

Man sollte auf dem River also nur dann setzen oder erhöhen, wenn man auch dann noch Favorit ist, wenn der Gegner callt.

Am River bluffen

Wie bereits beschrieben ist es selten sinnvoll, am River gegen mehrere Spieler zu bluffen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mindestens ein Spieler eine zumindest mittelmäßige Hand hat und aufgrund der guten Potodds callt.

Allgemein folden sehr wenige Spieler den River, nachdem sie so lange in der Hand geblieben sind. Eine Ausnahme sind hier Spieler mit Draws, die nicht getroffen haben. Auch funktioniert ein Raisebluff selten, da Spieler ungern eine Hand aufgeben, nachdem sie bereits gesetzt haben, und daher meistens einen Raise callen.

Wenn der Bluff allerdings klappt, so gewinnt man den gesamten Pot und damit eine Vielzahl an Big Bets.

Man sollte auf dem River sehr darauf achten, was für Spieler man blufft. Der Spieler, den man blufft, sollte in der Lage sein, marginale Hände auf dem River zu folden. Viele (schwächere) Spieler sind dazu nicht in der Lage. Auch Anfänger sind im Allgemeinen schwer zu bluffen. Eine gute Einschätzung der Gegner ist in diesem Fall also Voraussetzung für einen erfolgreichen Bluff

Die Spielweise auf dem River unterscheidet sich deutlich von den vorangegangenen Setzrunden, da danach keine Veränderungen vom Board mehr eintreten. Was man in jedem Fall vermeiden sollte ist, auf dem River die beste Hand zu folden. Falls man jedoch sicher ist, nicht die beste Hand zu haben, so ist ein Fold natürlich die richtige Entscheidung. Setzen oder raisen sollte man nur dann, wenn man auch noch Favorit ist, falls der Gegner callt. Bluffs sind auf dem River dagegen nur sehr selten sinnvoll, besonders gegen mehrere Gegner. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zumindest ein Spieler aufgrund der günstigen Potodds callt.